Endecasillabo

(m. Pl. Endecasillabi), Elfsilber, gereimter fünfhebiger Jambus mit hyperkatalektischer Endung bzw. weiblicher Kadenz, v.a. in der italienischen Dichtung (Sonett, Stanze, Terzine), Hauptbetonungen auf der 4. oder 6. und immer auf der 10. Silbe, durch (männl. oder weibl., vgl. Kadenz) Zäsur nach der beweglichen Hauptbetonung Zweiteilung des Verses in ungleiche Hälften, ist die 1. Hälfte kurz: Endecasillabo minore, ist sie lang: Endecasillabo maggiore. In dt. Dichtung seit der 2. Hälfte des 18. Jh. (Wieland, Goethe, Heinse, Romantiker). Bsp.: Oh stílle Schaúer, wúnderbáres Schweígen, / wenn heímlich flüsternd sích die Wälder neígen (Eichendorff: Mahnung).

 

Dipodie

(f.), Doppelfüßigkeit, in der antiken Metrik metrische Einheit aus zwei gleichen Versfüßen, v.a. beim Jambus und Trochäus, auch beim Anapäst. Für den Daktylus gilt meist die Monopodie.

Dimeter

(m.), Doppelmaß, in der antiken Metrik Vers aus zwei metrischen Einheiten. Da in der gr. Metrik die Dipodie schon je zwei Versfüße zu einer Einheit zusammenfasst, hat ein jambischer Dimeter vier Längen (úuúu/úuúu) bzw. Hebungen, Bsp.: Das Wásser raúscht’, das Wásser schwóll (Goethe: Der Fischer).

Daktylus

(m., Pl. Daktylen), antiker Versfuß aus einer langen und zwei kurzen Silben (úuu), in der akzentuierenden Metrik der dt. Sprache aus einer betonten und zwei unbetonten Silben (úuu), z.B. feíerlich (Ggs.: Anapäst). In der Antike v.a. im Hexameter und Pentameter gebräuchlich (vgl. auch Distichon); in mittelhochdeutscher Lyrik häufig, im Barock von Buchner und Zesen als Nachahmung antiker Formen verwendet, dann wieder in Sturm und Drang und Klassik beliebt (Goethe, Schiller, Hölderlin). Vgl. auch Amphibrachys.

Auftakt

(m.), eine oder mehrere unbetonte Silbe(n) am Versanfang vor der ersten Hebung. Vgl. Vers, Metrum, Versfuß.

 

Anapäst

(m.), antiker Versfuß aus zwei kurzen und einer langen Silbe (uuú), in der akzentuierenden Metrik der dt. Sprache aus zwei unbetonten und einer betonten Silbe (uuú), z.B. nebenbeí (Ggs.: Daktylus). Im antiken Drama oft in Parodos oder Exodus verwendet, in dt. Dichtung seit der Romantik, jedoch selten verwendet (A.W. Schlegels Ion 1803, Goethes Pandora 1808/1810), teilweise auch mit ein- oder dreisilbiger Senkung. Durch Umlagerung werden Anapäste oft daktylisch empfunden, vgl. auch Amphibrachys.

Amphibrachys

(m., Pl. Amphibrachen), antiker Versfuß aus zwei Kürzen um eine Länge (uúu), in der akzentuierenden Metrik der dt. Sprache zwei unbetonte um eine betonte Silbe (uúu), z.B. Sie nahen, sie kommen, die Himmlischen alle (Schiller). Deutsche Verse mit regelmäßiger zweisilbiger Senkung (Anapäst, Daktylus) werden leicht als Amphibrachen wahrgenommen (mit zusätzlicher bzw. fehlender Silbe am Anfang und einem katalektischen bzw. hyperkatalektischen Ende), vgl. den Vers: So umhaúch / test du mích / mit beraú / schendem Wáhn (anapästische Lesung) – So / umhaúchtest / du mích mit / beraúschen / dem Wáhn (amphibrachische Lesung) (A. W. Schlegel, Ion).

akatalektisch

in der antiken Metrik Bezeichnung für einen Vers mit vollständigem letztem Versfuß, vgl. dagegen katalektisch und hyperkatalektisch, auch Kadenz.