Inszenierungsanalyse – Kooperation mit dem Theater Kiel
Sommersemester 2022
Zielsetzung des Projektseminars Inszenierungsanalyse
Im Sommersemester 2022 bot das Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien unter der Leitung von Simon Hansen ein Seminar zur Inszenierungsanalyse an. Es verfolgte drei inhaltliche Zielsetzungen: Die Studierenden sollten lernen, was der Unterschied zwischen Drama, Aufführung und Inszenierung ist, und verstehen, dass eine Regiearbeit als Interpretation des literarischen Textes aufzufassen ist. Zugleich sollte durch eine Auswahl verschiedener Theaterformen ein Eindruck für die Bandbreite des Theaters zwischen Sprechtheater, Musiktheater und Tanztheater vermittelt werden. Und zuletzt sollte das Seminar natürlich Freude am Theater wecken und einen Zugang zu dieser großartigen Kunstform bieten.
Aufbau und Inhalt des Projektes
In diesem Projektseminar wurden die Studierenden eng in die Seminargestaltung eingebunden. Fünf Studierende waren in einer Projektgruppe jeweils für eine Inszenierung verantwortlich. Ihr Aufgabenfeld umfasste vier Teilaufgaben:
- Einführung in die Inszenierung und Vorstellung der Regie
- Theoriebasierte Analyse der Inszenierung vor Ort
- Vorstellung der eigenen Analyseergebnisse im Nachgespräch
- Anfertigung eines schriftlichen Protokolls mit den wichtigsten Ergebnissen
Am Anfang der Seminararbeit stand die Beschäftigung mit der Theorie der Inszenierungsanalyse und ein Besuch des Kieler Opernhauses, um einen Einblick in den Aufbau, die Funktionen und die Möglichkeiten der Theaterwelt zu bekommen.
Um einen Eindruck vom kulturpolitischen Bereich zu erhalten, besuchten wir zudem den Thementag Alte weiße Stücke im Kieler Opernhaus. Akteur*innen des Kulturbetriebs hielten Vorträge und diskutierten über die Frage, wie in Zukunft mit Stereotypen in Bühnenklassikern umzugehen sei.
Im zweiten Abschnitt des Seminars analysierten wir zunächst Friedrich Schillers Don Carlos literaturwissenschaftlich. Anschließend besprachen wir zwei unterschiedliche Inszenierungen des Dramas: Zum einen die aufgezeichnete Inszenierung von Jette Steckel aus dem Thalia-Theater Hamburg, zum anderen die Inszenierung von Malte Kreutzfeld im Kieler Schauspielhaus. Vor Ort führte uns der Chefdramaturg Jens Paulsen in die Inszenierung ein. Er informierte nicht nur über den Probenprozess und die Regieidee, sondern gab auch eine Beschreibung seines eigenen Tätigkeitsprofils und Arbeitsalltags.
Der zweite Inszenierungsbesuch führte auf die Studiobühne des Kieler Theaters. Hier sahen wir eine sehr freie Inszenierung von Miguel de Cervantes’ Don Quijote der Regisseurin Anna-Elisabeth Frick. In der darauffolgenden Woche nahmen die Theaterpädagogin Denise von Schön-Angerer und die Schauspielerin Ellen Dorn an unserer Seminarsitzung teil, um mit den Studierenden über die Inszenierung und den Schauspielberuf ins Gespräch zu kommen.
Den Abschluss des Seminars bildete eine Lerneinheit zu Tanztheater, Performancekunst und Diskurstheater: Wir besuchten die Ballettinszenierung Othello 2.0 des Choreografen und Tänzers Amilcar Moret Gonzalez. Im Anschluss an die Aufführung ermöglichte uns die Theaterpädagogin eine Begegnung und einen Austausch mit den Tänzer*innen.
Evaluation des Projektes
Insgesamt konnte das Projektseminar über den theoriebasierten Zugang zum Gegenstand bei den Studierenden ein Bewusstsein für die besondere Semiotik des Theaters und die verschiedenen Bestandteile einer Inszenierung schaffen. Es hat Lehramtsstudierenden Analysekriterien an die Hand gegeben, mit denen sie Theateraufführungen in ihrem späteren Berufsalltag als Lehrer*innen strukturiert mit ihren Schülerinnen und Schülern untersuchen können.
Auch auf institutioneller Ebene hat sich die Zusammenarbeit mit dem Theater Kiel als sehr produktiv erwiesen: Die Mitarbeiter*innen des Theaters, allen voran die Theaterpädagogin Denise von Schön-Angerer und der Chefdramaturg Jens Paulsen, waren jederzeit bereit, uns bei unserer Seminararbeit zu unterstützen. Insgesamt soll diese neu begründete Kooperation zwischen Universität und Kulturbetrieb auch in Zukunft durch gleiche oder ähnliche Lehrveranstaltungen fortgesetzt werden.
Das Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien dankt dem Literaturfonds Darmstadt e.V., der durch seine großzügige finanzielle Unterstützung zum Gelingen dieses Projektes beigetragen hat!