différance
abgeleitet von frz. ›différer‹: ›verzögern‹, ›abweichen‹; von Jacques Derrida geprägter Begriff der poststrukturalistischen Zeichentheorie (Poststrukturalismus); anders als der klassische Strukturalismus, der die Zeichen als Stellvertreter für das Bezeichnete (und damit als ›sekundär‹) auffasst, versteht Derrida die Zeichen als ›ursprünglich‹; seiner Ansicht nach werden die Dinge durch die Zeichen nicht vertreten, sondern ›verdrängt‹ (wo das Wort ›Rose‹ ist, da gibt es die Blume nicht). Um die starre Koppelung von Bezeichnetem und Bezeichnendem im Strukturalismus zu brechen, verwendet Derrida den Neologismus ›différance‹; durch die orthografische Abweichung (korrekt: ›différence‹) wird die Differenz von Sprache und Schrift markiert (phonetisch sind ›différence‹ und ›différance‹ identisch). Während der Strukturalismus das Verhältnis von Zeichen und Bezeichnetem zeitlich versteht (erst die Sache, dann das Zeichen), begreift Derrida die Beziehung als räumliche: die Zeichen ›verschieben‹ den Sinn vom bezeichneten Objekt weg auf sich selbst bzw. auf andere Zeichen hin.